Chonik

Posaunenchor Kaan-Marienborn, über 80 Jahre und kein bisschen leise!

Wir freuen uns, dass wir uns vorstellen dürfen. Der Posaunenchor Kaan-Marienborn ist als Sparte des CVJM Kaan-Marienborn Mitglied im Posaunenverband des CVJM-Kreisverbandes Siegerland. Für uns ist es immer wieder eine Freude, in der guten Akustik der Kirche in Kaan-Marienborn und darüber hinaus bei vielfältigen Veranstaltungen im Gemeindeleben ein Teil am Leib Christi zu sein. So soll immer wieder „Gott loben unser Amt" sein, und das mit unseren Instrumenten.

 

Anfänge der Posaunenchöre im Siegerland

Das Entstehen der Posaunenchöre ist eng verbunden mit, ja vielmehr eine Frucht der Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert. Nach und nach entstanden mehr Posaunenchöre und fanden später in Johannes Kuhlo den berühmtesten Vertreter der evangelischen Posaunenchöre in Deutschland. Der erste Posaunenchor im Siegerland wurde 1878 in Weidenau gegründet. Mit acht Bläsern fing es an. Bald danach entstanden die Posaunenchöre Dreis-Tiefenbach, Eiserfeld, Flammersbach und die Chöre im Freien Grund z.B. Salchendorf 1885 und viele mehr. Die jungen Männer von damals sahen im Posaunenblasen die einzigartige Möglichkeit und ihre Aufgabe, Gott zu loben und ihm die Ehre zu geben. Nach dem Psalmwort „Lobet den Herrn mit Posaunen“

(Psalm 150, Vers 3).

 

Gründung des Kaan-Marienborner Männer- und Jünglingsverein 

Im Jahr 1924 gründete Hauptlehrer Heinrich Klein zunächst den Männer- und Jünglingsverein in Kaan-Marienborn, den heutigen Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM). Im Jahr 1855 war in Paris in der „Rue Jacob 6“ die sogenannte „Pariser Basis“ als internationale Grundlage aller Arbeit des CVJM gelegt worden. Darin heißt es: „Die Christlichen Vereine Junger Männer haben den Zweck, solche jungen Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Männern auszubreiten.“ Die CVJM sind als eine Vereinigung junger Männer entstanden. Heute steht die Mitgliedschaft allen offen. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen aus allen Völkern, Konfesssionen und sozialen Schichten bilden die weltweite Gemeinschaft des YMCA (Young Men’s Christian Association, deutsch Christlicher Verein Junger Menschen). Die "Pariser Basis" gilt heute im CVJM Gesamtverband in Deutschland e.V. für die Arbeit mit allen Jungen Menschen. 

 

Anfänge des Posaunenchores in Kaan-Marienborn 

Die Anfänge des Posaunenchores in Kaan-Marienborn sind auf den Hauptlehrer Heinrich Klein zurückzuführen, der im Jahr 1923 nach Kaan-Marienborn kam. Neben der Tätigkeit als Pädagoge und Erzieher hat er über ein halbes Jahrhundert Siegerländer Posaunenchöre als Kreischorleiter dirigiert und viel Zeit und Kraft darauf verwandt, sie zum missionarischen Einsatz bis über die Grenzen des Siegerlandes hinaus zu bringen. Heinrich Klein war auch der Gründer des Posaunenverbandes im Siegerländer Jungmännerverein und seit 1898 Kreisdirigent.

  

In dem neu gegründeten Kaan-Marienborner Männer- und Jünglingsverein kam schnell der Wunsch nach einem Posaunenchor auf. Aus den Anfängen ist bekannt, dass einige junge Männer zum Lernen in den Weidenauer Posaunenchor gingen. Von Eugen Mahle kam dann auch die Forderung, einen eigenen Posaunenchor zu gründen. Dies geschah im Winterhalbjahr 1929/1930. Zu den ersten Bläsern kamen weitere hinzu, z. B. Wilhelm Banf und Hermann Hambloch, die vom damals bestehenden evangelischen Arbeiterverein überwechselten. Etwas später kamen Albert Schäfer, Willi Killet, Ernst Marburger, Erich Reichel dazu.

  

Der erste Dirigent war Vater Weidermann aus der Rehbachstraße. Louis Weidermann war gerade erst nach Kaan-Marienborn gezogen. Er hatte das Blasen sehr wahrscheinlich im Posaunenchor Siegen-Hain erlernt und verfügte über Erfahrung als Dirigent. Ein erstes Bild dürfte in der Zeit zwischen 1934-1936 gemacht worden sein. So hat der Posaunenchor vor 1939 viele gute Bläserdienste tun dürfen. Zu damaliger Zeit wurde viel zu den verschiedenen Ortschaften und Ausflugszielen unseres schönen Siegerlandes gewandert.    

  

Durch den Krieg 1939-1945 kam die Posaunenchorarbeit in Kaan-Marienborn, wie auch in vielen anderen Orten zum Erliegen. Durch diesen Krieg wurde so manche gute Jugendarbeit zerstört. Viele Bläser mussten in fremden Ländern oder durch Kriegseinwirkungen in der Heimat ihr Leben lassen.

 

Neubeginn nach dem Krieg

Ein Neubeginn und Aufbau des Posaunenchores nach 1945 erwies sich als sehr schwierig. Durch den Luftangriff und die Bombardierung der Stadt Siegen am 01. Februar 1945 wurde auch Kaan-Marienborn zu achtzig Prozent zerstört. Sehr viele Instrumente, Notenbücher und Aufzeichnungen der Chores gingen dabei verloren. Doch einige ältere Bläser erkannten den Auftrag des Posaunenblasens und setzten ihre ganze Kraft ein, um wieder einen Posaunenchor im Ort zu haben. Dazu gehörte Wilhelm Banf, der in ganz besonderer Treue die Arbeit im Posaunenchor begleitete. Er investierte Zeit, Geld und Geduld, und kümmerte sich mit viel Einsatz um die Belange des Chores. In der Nachkriegszeit fehlte es jedoch zunächst noch an einem Dirigenten. Am Ostermorgen 1948 konnten die Bläser den neuen Dirigenten Alfred Gerbershagen aus Bürbach mit großer Freude begrüßen. Nun begann die Bläserarbeit wieder richtig Freude zu machen. In jener Zeit wurde der Chor wieder aufgebaut, und so konnte 1950 sogar ein Siegerländer Posaunenfest in Kaan-Marienborn im "Nochewäldchen" gefeiert werden.

 

Die ersten Posaunenfeste

Unvergessen bleibt dabei den jungen Bläsern – so berichtet Manfred Hambloch  - das Kreisposaunenfest 1948 mit ca. 1000 Bläsern im Rödger Wald, bei dem gleichzeitig das 50-jährige Dirigentenjubiläum von Hauptlehrer Heinrich Klein gefeiert wurde. Im Jahr 1949 nahmen die Kaan-Marienborner Bläser am ersten Bundesposaunenfest nach dem Krieg am 24. und 25. September in Lüdenscheid teil. Ein besonders gesegnetes Bundesposaunenfest durfte 1955 in der Frankfurter Messehalle gefeiert werden. Unvergessen war dabei die Predigt des damaligen Bundeswartes Pastor Johannes Busch, der über den Satz des lebendigen Gottes zu den ersten Menschen im Garten Eden sprach: „Adam wo bist Du?“ Ebenso richtete der 1. Vorsitzende im CVJM-Westbund, Dr. Wilhelm Jung, ein Wort an die Festversammlung: „Unsere Posaunenfeste sind nicht das Ziel, sondern die Frucht unserer Arbeit“. Auf dem Nachhauseweg fuhren die Bläser noch nach Bad Nauheim und spielten einige Bläserstücke und Choräle im Kurpark. So sind die jährlichen Kreisposaunenfeste oder die alle drei Jahre stattfindenden Bundesposaunenfeste die Höhepunkte im Chorleben.

 

Dirigentenwechsel im Jahr 1955

Im Jahr 1955 wurde Manfred Hambloch aus Kaan-Marienborn durch Herbert Schäfer und Erich Reichel in das Dirigentenamt berufen. Er trat die Nachfolge als Posaunenchorleiter von Alfred Gerbershagen an. Dabei bedeutet Posaunechorleiter sein nicht nur musikalisch Verantwortung zu tragen, sondern auch geistliche Verantwortung zu übernehmen. So wurden neben den vielen Aufgaben in der Gemeinde auch missionarische Bläserdienste, wie z.B. Missionseinsätze in Garmisch-Partenkirchen, in Murnau, in Schirnding an der Tschechischen Grenze oder in westfälischen Justizvollzugsanstalten in Werl, Münster oder Coesfeld durchgeführt. Dabei führte die damaligen Bläser die erste Fahrt mit Hermann Waffenschmidt und Pastor Vacherot nach Werl. Das war im Advent 1965 und für alle ein besonderes Erlebnis.

 

Ausbildung und Jungbläser

Um den Fortbestand eines Chores zu sichern, ist die Nachwuchsarbeit unerlässlich. So durfte der Posaunenchor von Jahr zu Jahr wachsen. Nicht zuletzt durch die kontinuierliche Jungbläserausbildung. Von Wilhelm Banf wird berichtet, dass er fast in jeder Übungsstunde die Wichtigkeit des Naturtonblasens hervorhob. Anfang der Fünfziger Jahre leistete das Buch „Kuhlo, Band I“ bei der Bläserausbildung gute Dienste. Zu Beginn waren die Tonleitern für die verschiedenen Instrumente , ob nun F,B oder C abgedruckt. Ebenso einige leichte Choräle mit Griffen und Zugangaben für die Posaunen. Bei vielen Chorälen wurden aber auch noch selber Griffangaben hinzugefügt und notiert. In den Jahren 1955 bis 1972 wurden die Jungbläser im Einzelunterricht von Manfred Hambloch ausgebildet. Der Andrang der Jugendlichen war in den nun folgenden Jahren so groß, dass im Jahresrhythmus Gruppen von vier bis zwölf Anfängern ausgebildet wurden. Hierbei hat Hermann Hambloch (Junior) über lange Zeit bis in die Neunziger Jahre hinweg vielen jungen Menschen das Blasen beigebracht. In den 70-Jahren erlernten die ersten Mädchen das Blasen. Sie sind heute im Bläserdienst, wie in der gesamten CVJM-Familie gleichwertig und unverzichtbar.

 

Um die örtliche Bläserausbildung weiter zu fördern, wurden von den Jugendlichen gerne Bläserfreizeiten des CVJM-Westbunds für Anfänger und Fortgeschrittene besucht. Die „Lindenmühle“ ist sicher noch in guter Erinnerung oder auch die „Elsenburg“ in Kaub am Rhein. Wer denkt nicht gerne zurück an die Anfänge der Jungbläserschulungen des Posaunenverbandes im CVJM-Kreisverband in der Jugendherberge in Burbach. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl wurden ab Herbst 1971 die Jungbläserfreizeiten im Landschulheim in Langenaubach/Hessen durchgeführt. Seit dem Neubau der CVJM-Jugendbildungsstätte in Wilgersdorf finden dort bis heute zweimal jährlich in den Osterferien und den Herbstferien Jungbläserschulungen statt.

 

So wurden auch ab 1976 jährlich Freizeiten des Chores im „Haus Lebensquelle“ in Bernshausen im Wittgensteiner Land über viele Jahre hin in eigener Regie durchgeführt. Hierbei konnten sich neben den Jungbläsern auch die Chorbläserinnen und Chorbläser an der Gemeinschaft bei Musik, Sport, Spiel, Bibelandacht, Eisessen, Lagerfeuer, Volleyball, Fußball, Schnitzeljagd und vielem mehr erfreuen. Ebenso hatte dabei die Gestaltung von Gottesdiesten in Bernshausen für die Dorfbewohner, als auch in den Kirchen in Fischelbach oder Banfe ihren festen Platz.

 

Viele junge Menschen haben in den vergangenen Jahrzehnten den Posaunenchor durchlaufen und durften hier prägende Glaubenserfahrungen machen. Bedingt durch Heirat, Studium, Wegzug aufgrund des Berufes o.ä. trennten sich aber auch wieder die Wege. Durch die Jungbläserausbildung inspiriert haben einige Bläserinnen und Bläser jedoch aus einem Hobby ihren Beruf gemacht. So haben Elke Dudszus (Posaune), Kathrin Jung (Waldhorn) und Henner Jung (Waldhorn) ein Studium als Berufsmusiker abgeschlossen. 

 

Derzeit werden die Jungbläserinnen und Jungbläser von Hagen Pankratz, Martina von der Heyden und Benjamin von der Heyden ausgebildet.

 

Posaunenchor feiert

Am 18. Februar 1990 feierte der Posaunenchor unter Mitwirkung des Gemischten Chores im Rahmen einer Bläser- und Chormusik in der Kirche seinen 60-jährigen Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde auch ein Bild in der Kirche in Kaan-Marienborn aufgenommen. Hierauf ist die stattliche Anzahl von 56 Bläserinnen und Bläsern, Jungbläserinnen und Jungbläsern abgelichtet. Aus Anlass des 40-jährigen Chorleiterjubiläums von Manfred Hambloch gestaltete der Posaunenchor am 21. Oktober 1990 eine Bläserfeierstunde in der Kirche.

 

Stabwechsel

Im Jahr 1995 übernahm Markus Hambloch aus Volnsberg den Posaunenchor und die Ausbildung der Jungbläser. Unter seiner Leitung gestalteten wir im Rahmen des 75-jährigen CVJM-Jubiläums am 11. Juni 2000 eine musikalische Feierstunde. Am 20. August 2000 wird mit einer Bläsermusik unter der Leitung von Henner Jung das 70-jährige Posaunenchorjubiläum gefeiert. Markus Hambloch hatte die Chorleitung bis Dezember 2002 inne. Nach einer kurzen Übergangszeit, in der Manfred Hambloch den Chor leitete, übernahm Manfred Neef aus Flammersbach als Dirigent im Sommer 2003 die Leitung des Posaunenchores. Dankbar durften wir mit ihm gemeinsam unser 75-jähriges Jubiläum im Jahr 2005 feiern. Bis Sommer 2010 leitete Manfred Neef den Chor. Dabei kam uns seine Erfahrung in den vielen Übungsstunden und Bläserdiensten sehr zugute, aber auch seine Geistliche Leitung durften wir erfahren. Dankbar schauen wir bei beiden Leitern auf sieben gemeinsame Jahre Bläserdienst zurück. Seit Sommer 2010 leitet nun Simon von der Heyden aus Kaan-Marienborn den Posaunenchor. Als Jungbläserausbilder im Chor hat er schon Erfahrungen sammeln dürfen. Wir sind froh und dankbar mit Ihm einen jungen Chorleiter gefunden zu haben.

 

Posaunenchor gestern, heute und morgen

Die jungen Männer aus der Gründungszeit des Posaunenchores sahen im Posaunenblasen die einzigartige Möglichkeit und ihre Aufgabe, Gott zu loben und ihm die Ehre zu geben, getreu dem Psalmwort 150, Vers 3 „Lobet den Herrn mit Posaunen!“ Dies wollen wir immer wieder mit unseren Instrumenten tun, in Gottesdiensten, Krankenhäusern, Altenheimen, Justizvollzugsanstalten, auf Dorffesten, Schulveranstaltungen, Weihnachtsmärkten, Sport-festen und allen Veranstaltungen, bei denen uns der Herr Jesus haben will. Wenn wir diesen Auftrag, die frohe Botschaft unseres Herrn und Meisters Jesus Christus mit unseren Instrumenten weiter verkünden und blasen, dann muss uns um die Zukunft nicht bange werden. Denn dann ist der Heiland bei uns. Und so wird die frohe Botschaft auch weiterhin über die Musik noch viele Herzen erreichen.